Individuelle Vermögensverwaltung / Marktanalysen
Erkenntnisse aus volatilen Märkten
Neues Allzeithoch erreicht
Die globalen Aktienmärkte haben den negativen September zügig verarbeitet, der MSCI World konnte in dieser Woche eine erneute Bestmarke setzen. Zuvor musste der globale Aktienindex einen Rückgang vom 6. September bis zum 4. Oktober in Höhe von 3,7 Prozent einstecken. Diese Bewegung war sicherlich keine Korrektur der kräftigen Art, aber immerhin stark genug, um der Marktstimmung zwischenzeitlich einen spürbaren Dämpfer zu versetzen. Der dynamische Oktober hat somit die größten Kritiker innerhalb weniger Handelstage widerlegt.
Volatilität hat zwei Seiten
Eine erste Erkenntnis aus derartigen Bewegungen besteht darin, dass Volatilität in beide Richtungen wirkt. Oft wird sie nur mit negativen Entwicklungen in Verbindungen gebracht, aber letzten Endes steht Volatilität einfach nur für Bewegung. Hohe Volatilität bedeutet, dass die Bewegungen des Marktes größer sind – nach oben und nach unten. Typischerweise folgen größere Abwärts- und Aufwärtsbewegungen unmittelbar aufeinander, wodurch bei kleineren Rücksetzern und ausgewachsenen Korrekturen regelmäßig eine V-förmige Bewegung im Kleinformat zu beobachten ist. Oft genügen wenige Handelstage, um die negativen Auswirkungen eines Kursrücksetzers zu kompensieren.
Die Häufigkeit, mit der diese gegenläufigen Bewegungen ablaufen, verdeutlicht die Problematik des nachhaltig erfolgreichen Markttimings. Begleitet von den grundlegenden Schwankungsbreiten der Aktienmärkte ist es in einem intakten Bullenmarkt nicht ratsam, beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten davonzulaufen. Plötzliche Kursrückgänge werden regelmäßig von dynamischen Gegenbewegungen gefolgt, hohe Opportunitätskosten bei einem Marktausstieg werden zum unmittelbaren Problem. Im Rahmen einer übergeordneten Aufwärtsbewegung ist Timing ein gefährliches Spiel, weil die Aufwärtsphasen die Zeiträume mit negativer Volatilität eindeutig dominieren. Aktuell hat der MSCI World Index seit Jahresbeginn 24,3 Prozent zugelegt. Natürlich kann die fortgesetzte Volatilität bis zum Jahresende dieses Ergebnis noch verändern, aber wer seinen Anlageerfolg an gelungene Timing-Versuche koppelt, für den ist diese Zahl oft unerreichbar.
Erholung ohne Entwarnung ist typisch
Die zweite Erkenntnis besteht darin, dass sich Aktienmärkte oft erholen, während die Nachrichtenlage noch sehr schlecht ist. Negative Volatilität wird tendenziell immer einem bestimmten Thema zugeordnet, wodurch viele falsche Ängste entstehen. Im September mangelte es nicht an Gruselgeschichten – Lieferkettenengpässe, Energieknappheit, Evergrande – die allesamt negative Einflussfaktoren darstellen. Es ist also absolut legitim, dass Aktienmärkte auf diesen wirtschaftlichen Gegenwind reagieren. Ebenso typisch ist es aber auch, dass die Erwartungen schnell irrational niedrig werden. Dies hilft den Aktienmärkten, die Negativität schnell einzupreisen und den Blick wieder nach vorne zu richten, noch bevor die Probleme gelöst sind. Aktienmärkte benötigen keinen perfekten Zustand, um zu steigen – oft genügt das Prinzip „besser als erwartet“, um dynamische Gegenbewegungen nach einem Rücksetzer zu erzeugen.
Fazit
Je langfristiger die Betrachtung gewählt wird, desto deutlicher wird die Tatsache, dass die Volatilität an den Aktienmärkten mehr Segen als Fluch ist. Wirtschaftliche Problemstellungen wird es immer zur Genüge geben, und wer auf Entwarnung hofft, der kommt praktisch nie zum Zug. Erfolgreiche Investitionen am Aktienmarkt waren schon immer mit einem Geduldsspiel verbunden. Das wird auch so bleiben.
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