Individuelle Vermögensverwaltung / Marktanalysen

Die Erwartungshaltung zählt

Weiterhin volatile Märkte

Die Unsicherheit bezüglich der weiteren Entwicklung von COVID-19 und den vollumfänglichen Auswirkungen auf die globale Wirtschaft sorgen weiterhin für ein instabiles Marktumfeld. Aktienmärkte quittieren diese Unsicherheit mit erhöhter Volatilität und versuchen wie immer, die Erwartungshaltung der Marktteilnehmer in ihrer Gesamtheit einzupreisen. Das verspricht hohe Dynamik - die Meinungen gehen weit auseinander.

Zahlen zeigen Unsicherheit

Ein gutes Beispiel für die Unkalkulierbarkeit der aktuellen Situation liefert das US-BIP für das erste Quartal 2020. Bis kurz vor der Veröffentlichung des Ergebnisses von -4,8 Prozent auf Jahressicht reichten die Prognosen noch von 1,5 Prozent Wachstum bis zu einem Rückgang von -8,1 Prozent. Dieses Ergebnis offenbart die gravierenden Schwächen, ist jedoch auch im positiven Sinne aufschlussreich. Kurzfristig haben die Märkte nicht allergisch auf diese Meldung reagiert - die Erwartungshaltung ist somit überaus defensiv positioniert. Zudem ist auch bei negativen Meldungen die entstandene Gewissheit positiv zu werten, da sie viele Marktteilnehmer von ihrer Unsicherheit befreit.

Weiterhin keine Gewissheit

In den kommenden Monaten werden weitere Daten folgen, welche das Bild der Wirtschaft im Corona-Modus erweitern. Das frustrierende ist dabei, dass man keine Gewissheit über die Auswirkungen von COVID-19 erlangen kann. Auch die BIP-Zahlen für das erste Quartal stellen nur eine Annäherung dar. Die meisten restriktiven Bedingungen wurden erst Mitte März durchgesetzt, zudem liefert der März generell unvollständige Datenmengen, die in erster Instanz modelliert werden müssen. COVID-19 kann in den Daten sowieso nicht isoliert werden, da keine „um COVID-19 bereinigte Daten“ existieren.

Die meisten Länder haben den Monat April im absoluten Lockdown verbracht, weshalb der Ausblick auf das zweite Quartal extrem schwach ausfallen MUSS. Selbst wenn eine Stabilisierung durch die zügige Wiederaufnahme der Geschäftstätigkeit im Monat Mai gelingt, ist eine niedrige Erwartungshaltung mehr als rational. Prognosen für die nächsten BIP-Zahlen werden voraussichtlich eine ähnlich breite Streuung erfahren wie im ersten Quartal. Selbst klare Zielsetzungen und Vorgaben der Regierung werden letztendlich in den Staaten mit einer föderalen Struktur aufgefächert und machen es zum aktuellen Zeitpunkt noch schwieriger, sinnvolle Prognosen abzugeben.

Ein Silberstreif am Horizont

Aktienmärkte sind ein Frühindikator! Sie preisen Entwicklungen in Echtzeit ein, bevor sie durch rückwärtsgerichtete Daten bestätigt werden. Märkte preisen aktuell eine graduelle Rückkehr zur Normalität ein, weshalb erneut viele Marktbeobachter eine sehr vorsichtige Haltung einnehmen. Sie haben Sorge, dass die dynamische Erholungsbewegung im April eine Übertreibung nach oben darstellen könnte. Fakt ist: Kurzfristig werden die Aktienmärkte weiterhin eine hohe Volatilität zeigen. Wenn es aber nicht viel braucht, um positiv zu überraschen, dann war es in der gesamten Historie der Aktienmärkte schon immer eine gute Idee, investiert zu sein.

Fazit

COVID-19 wird die Märkte weiterhin auf Trab halten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich die Unsicherheit erhöht, negative Überraschungsmomente folgen und Aktienmärkte kurzfristig nochmal Federn lassen müssen. Nach dem Prinzip der niedrig angesetzten Erwartungshaltung bleibt es für Anleger jedoch empfehlenswert, diese schwierige Marktphase weiterhin mit Disziplin und Gelassenheit zu meistern.

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